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Unsere Gemeinschaft ist nur ein kleiner Teil dessen, was Gott – der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs – durch die Zeiten gewirkt hat. Im Laufe der Geschichte haben Weise, Philosophen und Dichter seine göttliche Wahrheit immer wieder, wenn auch nur bruchstückhaft, erkannt: angefangen bei den frühen Naturvölkern in ihrer Verehrung für den Schöpfer; über Sokrates, Buddha und Zoroaster bis hin zu den Visionären wie Leo Tolstoi, Albert Schweitzer und Simone Weil. Bis in die Gegenwart hinein ist Gott am Wirken, wo immer Menschen nach der Wahrheit suchen, nach Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und Frieden. Wir möchten jene, die vor uns waren, nicht einfach nachahmen, sondern wollen uns stattdessen durch ihr Vorbild inspirieren lassen, aufrichtiger nach Gottes Reich zu streben.

Heb 1,1-4; 11,1-12,2
Apg 17,24-28
Röm 2,14-16
Mt 25,31-46
Ps 44,2-4; 5 Mose 6,20-25
Offb 14,13

Unsere Gründung

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Der Bruderhof wurde 1920 in Deutschland von dem evangelischen Theologen Eberhard Arnold, seiner Frau Emmy und deren Schwester Else von Hollander ins Leben gerufen. In ihrem Entsetzen über die zunehmende soziale Ungerechtigkeit und die Schrecken des Ersten Weltkriegs suchten sie nach Antworten in den Lehren Jesu, insbesondere in der Bergpredigt. Durch ihr Suchen vernahmen sie den Ruf zur radikalen Nachfolge, nämlich alles für Christus aufzugeben. [1] So zogen sie von ihrem Berliner Stadthaus in das abgelegene hessische Dorf Sannerz. Mit einer Handvoll gleichgesinnter Gottsuchender begannen sie dort, nach dem Beispiel der Urgemeinde in Jerusalem, in Gütergemeinschaft zu leben, und nahmen bald darauf den Namen „Bruderhof“ an.

Im Laufe der folgenden 15 Jahre gesellten sich viele junge Menschen aus ganz Europa hinzu, so dass die Gemeinschaft auf 150 Personen anwuchs. Nach der Machtübertragung an Hitler im Jahr 1933 wurde die Gemeinschaft aufgrund ihrer Gewissenseinstellung zum Ziel nationalsozialistischer Repressalien. (Die Mitglieder verweigerten beispielsweise Hitlergruß und Militärdienst und lehnten es ab, ihre Kinder von einem NS-Lehrer unterrichten zu lassen.) 1937 löste die Gestapo die Gemeinschaft mit Waffengewalt auf, beschlagnahmte ihre Güter, nahm mehrere Mitglieder in Haft und ließ den Verbliebenen 48 Stunden, um auszureisen.

Mit Hilfe von Freunden unter den Mennoniten, Quäkern und Katholiken konnten alle Mitglieder schließlich in England wieder vereint werden. Bis zum Jahre 1940 hatte sich die Flüchtlingsgemeinde aufgrund des Beitritts englischer Mitglieder verdoppelt. Da in der Zwischenzeit aber der Zweite Weltkrieg ausgebrochen war, wies die britische Regierung die Gruppe an, entweder die Internierung ihrer deutschen Staatsbürger zu akzeptieren oder das Land zu verlassen. Entschlossen, als Gruppe zusammen zu bleiben, wanderten fast alle Gemeinschaftsmitglieder nach Paraguay aus. Obwohl die meisten von ihnen in europäischen Städten aufgewachsen waren, lebten sie in den folgenden 20 Jahren als Landwirte in einem harten und ungewohnten Klima. Sie machten das Land urbar und gründeten ein Krankenhaus, welches Tausende von einheimischen Patienten versorgte. Drei Mitglieder blieben in England zurück und waren schon bald mit dem Aufbau einer neuen Gemeinschaft vor Ort beschäftigt, da Dutzende von Neuankömmlingen zu ihnen stießen.

1954 wurde der erste amerikanische Bruderhof in Rifton, im Staat New York, gegründet. Heute existieren Bruderhofgemeinschaften in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland, Paraguay und Australien.

Vorläufer

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Die frühe Kirche, die zu Pfingsten in Jerusalem gestiftet wurde, dient uns als Vorbild. [1] Hier hatte der Geist mit einzigartiger Kraft gewirkt und die Christen dazu gebracht, alles zu teilen, was sie hatten, die Armen der Stadt zu versorgen und mutig das Evangelium zu verkündigen. Wir glauben, dass das Leben und die Lehre dieser ersten Gemeinde den Willen Gottes für die Menschheit veranschaulicht.

Die Verfolgung der Gemeinde Jerusalems führte schließlich zu ihrer Zerstreuung. Doch ihr Geist konnte nicht ausgelöscht werden und lebte selbst nach dem Tod der Apostel fort, wie uns die frühchristlichen Märtyrer bezeugen. Wir bestätigen die Regula fidei [2] der frühen Kirche und schätzen ihr Zeugnis, einschließlich der Didache („Lehre der zwölf Apostel“) sowie der Schriften von Kirchenvätern wie Clemens von Rom, Hermas, Ignatius, Justin, Tertullian und Origenes.

Apg 2-7

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Durch die Jahrhunderte hindurch leuchtete das apostolische Zeugnis eines gemeinschaftlichen Lebens immer wieder auf. Auch wenn es oft unterdrückt oder vergessen wurde, kam es doch immer wieder an neuen Orten und in neuartigen Formen zum Vorschein. Ab dem dritten Jahrhundert trat es in den monastischen Bewegungen, insbesondere unter den Wüstenvätern und -müttern, in der Gemeinschaft um Augustinus von Hippo und im keltischen Christentum hervor. Es zeigte sich in den wandernden christlichen Gemeinschaften des Mittelalters, unter den Waldensern, den Beghinen und Begharden und unter den Nachfolgern von Franziskus und Klara von Assisi. Unter den radikalen Wiedertäufern des 16. Jahrhunderts, bei den frühen Quäkern zur Zeit des George Fox, wie auch bei der Unitas Fratrum von Zinzendorf lebte es auf und ist bis zum heutigen Tag in vielen weiteren Bewegungen zu finden.

Neben diesen Gemeinschaften ist uns das Zeugnis einzelner gottesfürchtiger Menschen wichtig. Dazu gehören die mittelalterlichen Mystiker wie Thomas von Kempen und Meister Eckhart wegen ihrer Jüngerschaft des Herzens; John Wycliffe und Jan Hus wegen ihres Mutes um des Evangeliums willen; der frühe Martin Luther in seiner Erfahrung der unverdienten Gnade; oder auch Künstler wie Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel, deren Werke, wie die Matthäuspassion und der Messias, Gott rühmen. Ebenso dazu gehören Menschen wie die Erweckungsprediger John Wesley, Charles Finney, Hudson Taylor und Sadhu Sundar Singh wegen ihres Eifers für Christus; William und Catherine Booth von der Heilsarmee aufgrund ihrer Fürsorge für die Armen; Fjodor Dostojewski wegen seiner Solidarität mit der leidenden Menschheit und Dorothy Day und Mutter Teresa mit ihrer Hingabe an die Werke der Barmherzigkeit und Märtyrer wie Sophie und Hans Scholl, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King, Oscar Romero und die vielen anderen, die um der Wahrheit willen mit ihrem Leben bezahlt haben.

Wegweiser

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Drei Vorläufer haben bis heute maßgeblichen Einfluss auf unser Gemeinschaftsleben und sind Wegweiser für unsere Zukunft:

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Die frühen Hutterer. Diese Gemeinschaftsbewegung entstand in Mitteleuropa nach 1525, als die Wiedertäufer Felix Manz, Konrad Grebel, und Georg Blaurock durch die Annahme der Glaubenstaufe die radikale Reformation auslösten. Trotz blutiger Verfolgungen folgten alsbald Zehntausende ihrem Beispiel. Vereint im Bekenntnis zu den Schleitheimer Artikeln, traten sie für die Freiheit des Gewissens ein und für eine Rückkehr zum ursprünglichen Christentum im Gehorsam auf Jesu Wort in den Evangelien. Sie lehnten Waffengewalt, die Kindertaufe und die Amtskirchen ab.

Ein Teilbereich dieser Bewegung, die nach ihrem Gründer Jakob Hutter als „Hutterer“ bekannt wurde, wohnte in Lebensgemeinschaften und teilte gemeinschaftlich Geld und Besitz, Arbeit und Häuser. Ihr tägliches Gemeinschaftsleben gründeten sie auf geschwisterliche Liebe untereinander. In ihrem unerschrockenen Einsatz, das Evangelium zu verkünden, erlitten Hunderte im 16. und 17. Jahrhundert den Märtyrertod.

Das Zeugnis der frühen Hutterer inspirierte die Gründungsmitglieder unserer Gemeinschaft in den 1920er Jahren, so dass sie in Kontakt mit deren in Nordamerika lebenden Nachfahren traten. 1930 wurde Eberhard Arnold von allen Gruppen der hutterischen Kirche als Pastor bestätigt.

Wir sind bestrebt, in dem Geist der ursprünglichen Hutterer zur Zeit ihrer ersten Liebe und aktiven Missionstätigkeit (1528–1578) zu leben, auch wenn gegenwärtig keine Verbindung zwischen unserer Gemeinschaft und der hutterischen Kirche besteht. Wir schätzen die Chroniken und geistlichen Schriften der Hutterer, wie beispielsweise die von Jakob Hutter, Peter Riedemann, Ulrich Stadler und Peter Walpot. [1]

Mt 5-7; 18,15-20

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Die Blumhardts. Johann Christoph Blumhardt (1805– 1880) und sein Sohn Christoph Friedrich Blumhardt (1842–1919) waren bekannte württembergische Pastoren, die alle Fragen des Lebens mit der Grundüberzeugung angingen, dass Jesus Sieger ist. Dies galt ganz gleich, ob es sich um die persönlichen Belange der sie um Rat Ersuchenden oder um die allgemeineren sozialen und politischen Missstände handelte. Beide Männer lebten in glühender Erwartung des Reiches Gottes, von dem sie hofften, dass es sich bald auf der Erde realisieren und nicht nur einigen wenigen Erwählten, sondern der gesamten Menschheit Erlösung bringen würde.

Die mutige Glaubenshaltung der Blumhardts und ihre Naherwartung des Reiches Gottes sind uns auch heute noch Inspiration und Wegweiser. [2]

Kol 2,13-15
Apg 2,17-21
Joel 2,28-32
Offb 21,3-5

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Die europäische Jugendbewegung (1896–1925). Die Gründung unserer Gemeinschaft fällt in die Zeit vor dem Aufkommen des Nationalsozialismus, als eine Welle von Jugendbewegungen sich über Deutschland, Österreich, Polen und die Schweiz erstreckte. Auch wenn die jungen Leute innerhalb dieser Bewegungen unterschiedlichste politische und religiöse Ansichten vertraten, teilten sie doch gewisse gemeinsame Überzeugungen. So lehnten sie den Materialismus und die Äußerlichkeiten sozialer und klassengebundener Konventionen ab zugunsten von Wahrhaftigkeit, Freiheit, Gleichheit und Einfachheit. Man liebte das Wandern, den Aufenthalt in der Natur, die volkstümliche Kultur und das Landleben. Viele von ihnen ebneten den Weg für neue Ansätze in der Pädagogik und der Arbeit. Im Sinne des jüdischen Philosophen und Pazifisten Gustav Landauer, betrachteten sie das Gemeinschaftsleben als eine Antwort auf Armut und soziale Nöte. In den frühen 1920er Jahren wurden die Ideale der Jugendbewegung in über hundert Gemeinschaftssiedlungen in ganz Deutschland verwirklicht, ebenso wie auch in den Kibbuzim, die von jüdischen Ablegern der Jugendbewegung im Heiligen Land gegründet worden waren.

Ab Mitte der 1920er Jahre verloren die Jugendbewegungen in Deutschland an Kraft. Politische Verbindungen raubten ihnen ihre frühere Unabhängigkeit. Nach 1933 richtete das Hitlerregime sie zugrunde, indem es ihre Energie für seine eigenen Zwecke usurpierte. Ihre ursprüngliche Wahrhaftigkeit und ihre entschiedene Betonung von Schlichtheit und Achtung für die Schöpfung bleiben für unsere Gemeinschaft bis heute Wesensmerkmale.

Röm 12,9; Phil 4,8-9

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Auch unsere eigene Bewegung wird einmal wieder vergehen, aber der Lebensstrom, an dem sie Anteil hat, kann niemals versiegen. Wir möchten Teil dieses lebendigen Stromes aus Gottes Geist bleiben. Möglich ist dies nur durch eine immer neue Begegnung mit Christus. Als Gemeinschaft und als Einzelne bedürfen wir immer wieder Zeiten der Erneuerung durch ihn. Gott ist der Herr der Geschichte. So wie er die Schicksale der Nationen durch die Zeiten bestimmt und treu sein Bundesvolk umsorgt hat, so wird er auch weiterhin walten und handeln. Wir erwarten seine Zukunft: den Tag, an dem er alle seine Verheißungen wahr machen, sein Friedensreich aufrichten und die Schöpfung erneuern wird.

Mt 24,35
Joh 4,23-24
Apg 3,19-21
5 Mose 32,8; Hiob 12,13-25
1 Mose 17,1-8; 5 Mose 7,6-11
Lk 24,44
4 Mose 23,19; 2 Petr 3,9-13
Offb 21,5

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