MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER FAMILIE WIEHLER
Als junge Frau bereiste Anne die Welt auf der Suche nach Frieden und Gerechtigkeit.
Anne Wiehler 1931 –
Anne stammt aus Minnesota in den USA und ist mit einer Leidenschaft für Frieden und Gerechtigkeit erfüllt. Als Soziologin war die Soziologie für sie das Mittel, mit der alles Übel der Welt begriffen werden konnte, und Sozialarbeit die Methode, um es zu beheben. Dann las sie von einer Bewegung von Fabriken in Frankreich, die von den Arbeitern selbst verwaltet und geführt wurden und die sich für den Wiederaufbau der Wirtschaft einsetzten, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer nicht erholt hatte.
Sie reiste nach Europa und widmete sich dieser „neuen Wirtschaftsordnung“, wurde aber bald desillusioniert: „Ich fand Neid, Klatsch, Streit und Spannungen. In der Fabrik, in der ich arbeitete, brannte einer der Bosse mit der Frau eines Arbeiters durch. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie aus dieser Bewegung eine neue Lebensweise entstehen könnte.“
Während ihres Aufenthalts in Frankreich lernte Anne André Trocmé kennen, einen Pastor, der sein Pfarrhaus während des Krieges in eine geheime Drehscheibe zur Rettung von Juden verwandelt hatte, und sprach mit ihm. „Mein Französisch tat ihm sicher in den Ohren weh, aber er hörte sich meine Fragen an: Was ist die Antwort auf Gewalt und Armut? Ist es wirklich möglich, dass Menschen in Frieden leben? Seine Antwort bestand darin, dass er mir vom Bruderhof erzählte.“
1956 trat Anne der Gemeinschaft bei. Sechzig Jahre später bereut sie nichts, obwohl sie schnell darauf hinweist, dass der Bruderhof keine Traumwelt ist. Der Frieden, den sie im Gemeinschaftsleben suchte und fand, wurde oft auf die Probe gestellt. Sie verlor ihr erstes Kind, Dirk, als er drei Monate alt war. Später, als sie vier Kinder unter sechs Jahren hatte, verließ ihr Mann sie.
Auf die Frage, wie sie es geschafft hat, nicht verbittert zu werden, antwortet sie: „Indem ich das Ziel im Auge behalte und mir die Macht der Vergebung vergegenwärtige. Indem ich mich in die Lage der anderen versetzt und deren Leiden auf mich nehme. Indem ich versuche, der Not der ganzen Welt in meinem Denken und in meinem Herzen einen Platz einzuräumen. Das gibt mir Frieden.“