Kathy Trapnell als junge Frau, neben einem Kleinkind, das Kerzen auf einer Geburtstagstorte ausbläst
MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER FAMILIE TRAPNELL

Hanna hilft einem Kind, ein auf einem Baum verstecktes Osternest zu holen

Ich war auf fürchterliche, sündhafte Weise mutwillig mein eigener Chef, und ich versuchte, alles aus meiner eigenen Kraft heraus zu tun. Es funktioniert nicht.
— Kathy Trapnell

Ein Hippiemädchen aus den Sechzigern findet Frieden, wo sie es am wenigsten erwartet hätte

Kathy Trapnell 1948 –

Einundzwanzig Jahre alt und schwanger zu sein war nichts, wofür sich Kathy, die Tochter eines Zahnarztes aus einem der reichsten Viertel New Yorks, geschämt hätte:

Es war mein Leben, und für meine Freunde war da nichts Schlimmes dran. Nach einer rauschenden Party mit viel zu viel Alkohol war aus einer langjährigen Freundschaft unter einem sternklaren Sommerhimmel ein erotisches Abenteuer geworden. Später half mir der Vater meines Kindes aus meinen „Schwierigkeiten“, indem er mich in eine New Yorker Abtreibungsklinik fuhr. Er bezahlte die Hälfte der Kosten, und wir sprachen nie wieder darüber; die ganze Sache war „einfach ein Eingriff“, obwohl mich Details wie die Vakuumflasche aus Glas ehrlich gesagt noch heute, ein halbes Jahrhundert später, verfolgen. Nur eine einzige Freundin fragte mich, ob ich das moralisch vertreten könnte. Meine Erwiderung war: „Gott würde nicht wollen, dass ich in dieser Situation ein Kind zur Welt bringe.“

Aber unter ihrer Oberflächlichkeit, sagt Kathy, lag ein tiefes Unbehagen – eine unausgesprochene Sehnsucht nach Frieden, die sie von Kindheit an begleitet hatte. Sowohl in ihrem eigenen Zuhause als auch unter ihren Freunden hatte sie immer einen Mangel an Harmonie empfunden. Und ihre Abtreibung machte das nicht gerade besser.

Von der ersten Klasse bis zum College hatte sie katholische Schulen besucht, war pflichtbewusst zur Beichte gegangen und erinnert sich heute, dass das anschließende Gefühl, „mit Gott im Reinen zu sein, immer eine Quelle des Friedens war.“ Als religiös hätte sie sich selbst nicht allerdings nicht bezeichnet. Die Kirche als Institution lehnte sie ab: „Sie schien so korrupt zu sein und repräsentierte so viel Macht und Reichtum.“

Ich denke, man könnte sagen, dass meine Suche Ausdruck einer Unzufriedenheit war, die irgendwie in mir brodelte. Es stimmt, dass ich Frieden wollte. Aber wie sollte ich überhaupt anfangen, danach zu suchen? Ich wusste, dass ich Frieden nicht kaufen oder durch irgendeinen Handel bekommen konnte. Die Bestätigung davon konnte ich überall um mich herum sehen – die Wahrheit des Beatles-Songs „Can’t buy me love.“ Schließlich gab es in Fairfield County, wo ich lebte, mehr als genug Reichtum. Aber es gab auch so viel Unglück und so viele zerrüttete Familien. Irgendetwas in mir schrie nach etwas anderem.

Irgendwann hörte ich etwas, das irgendein Philosoph mal gesagt hatte: Um Glück zu finden, muss der Mensch sich selbst aufgeben – allen Eigennutz aufgeben und sein Herz dem Dienst an anderen widmen. Das hat mich wirklich beeindruckt. Aber dann kam die Rebellion meiner Studienzeit und meine Wut gegen den Status quo und alles, was meiner Meinung nach dem Frieden und der Liebe im Weg stand. Stolz stellte ich mir vor, für den Frieden zu arbeiten, indem ich versuchte, den Vietnamkrieg durch Demos, Singen und die Unterstützung von Wehrdienstverweigerern zu einem Ende zu bringen. Ich dachte, ich könnte das Los der armen Landarbeiter verbessern, indem ich Trauben boykottierte und Szenen in Supermärkten verursachte, die sie im Angebot hatten.

Nichts davon brachte mir Frieden, weil meine ganze Ausrichtung falsch war. Es war ja nicht so, dass die Sachen, für die ich mich einsetzte, nicht gut waren, aber ich führte mich auf, als sei ich Gott: Ich war der Maßstab, nach dem ich mein Leben und das Leben anderer Menschen beurteilte. Ich war auf fürchterliche, sündhafte Weise mutwillig mein eigener Chef, und ich versuchte, alles aus meiner eigenen Kraft heraus zu tun. Es funktioniert nicht.

Wie auch immer, um 1971 herum lebte ich in einer Hippie-Kommune auf dem Land, hatte mit meinen Mitbewohnern eine gemeinsame Kasse, machte Yoga, aß Vollkornreis und Gemüse und füllte den Rest meines Lebens mit Drogen und Sex, als ich eine leise Stimme hörte.

An einem Büchertisch traf ich zwei bescheidene, liebevolle Menschen, die einen für mich völlig neuen Geist ausstrahlten. Sie kamen von einem Ort namens Bruderhof. „Ich würde ja eines eurer Bücher kaufen“, sagte ich, „aber ich habe nur einen Dollar.“ Dieser Dollar veränderte mein ganzes Leben. Das kleine Buch, das ich damit kaufte – eine Sammlung von Schriften von Eberhard Arnold – stellte nicht nur jeden Aspekt meines Lebens infrage, sondern gab mir auch positive Antworten. Beim Lesen wurde mir klar, dass alles, was ich suchte, bei diesem einen radikalen Revolutionär zu finden war: Jesus Christus. Ich hatte ihn nicht gesucht, aber er rief mich zu sich. Mehr noch, die Leute, die mir das Buch verkauft hatten, glaubten nicht nur an seine Botschaft, sondern versuchten auch, sie in die Praxis umzusetzen. Ich wusste, dass ich das mit eigenen Augen sehen musste.

Bei ihrem ersten Besuch in der Gemeinde rauchte Kathy noch heimlich ihre Joints. Sie erzählte ihren Gastgebern, dass es noch viele andere Wege gebe, Gott zu finden. Sie argumentierten nicht mit ihr, aber das mussten sie auch nicht. Die Atmosphäre, in der Kathy sich befand, war viel überzeugender als irgendwelche Argumente.

In dem Buch, das ich gekauft hatte, war die Rede davon, dass die Gemeinschaft wie die Botschaft eines anderen Landes ist, in der die Gesetze des Reiches Gottes gelten, ein Ort, an dem jede Sünde angesprochen und vergeben werden kann und an dem Frieden herrscht. Das habe ich als Realität erlebt. Kein anderer Ort hätte den inneren Wandel, das Wachstum und die Heilung fördern können – all das, was ich so dringend brauchte. Nirgendwo sonst hätte ich so klar und liebevoll auf das Kreuz hingewiesen werden können, weg von mir selbst und meinen inneren Qualen.

Und so schloss ich mich dem Bruderhof an. Ich war erleichtert, als ich herausfand, dass es sich nicht nur um einen Heiligkeitstrip handelte, sondern um ein einfaches, praktisches Leben, das jedem offenstand. Dem Ganzen lag ein (für mich) neues Verständnis von Frieden zugrunde: der Friede, der weg vom Selbst und hin zur Gemeinschaft weist, zu Gottes zukünftigem Reich der Freude und Liebe. Ich gab meinen Egoismus auf und widmete mich ganz diesem Ziel, und fand dadurch, wonach ich die ganze Zeit gesucht hatte.

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