MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER FAMILIE BEN-ELIEZER

Kirschblüte und Wäsche in einem Gemeinschaftshaus in London

Aber von diesem Zeitpunkt an hatte ich keine Zweifel mehr. Ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte. Das ist die einzige Antwort auf die Not der Menschheit: sich dem Geist Gottes zu öffnen, der ein Volk versammeln will, um nach seinen Willen zu leben.
— Josef Ben-Eliezer

Gary stellt ein Spielgerät für Community Playthings her

Er überlebte den Holocaust, diente in der israelischen Armee und ging, um nach echter Brüderlichkeit zu suchen

Josef Ben-Eliezer 1929–2013

Josef wurde 1929 in Deutschland geboren. Eine seiner frühesten Erinnerungen war ein Marsch der SA durch die Straße in Frankfurt, in der seine Familie wohnte. Die Männer sangen: „Wenn das Judenblut vom Messer spritzt …“ Als Vierjähriger wusste er nicht, wessen Blut damit gemeint war, aber der Gesichtsausdruck seiner Eltern war Antwort genug.

Wenig später verließ die Familie Deutschland und begab sich in die scheinbare Sicherheit Polens, wo sie einige Jahre später von Hitlers Armeen eingeholt wurde. Sie wurden von der SS aus ihren Häusern vertrieben und flohen zu Fuß weiter nach Osten, nach Russland, wo sie zusammen mit anderen Juden interniert und dann mit einem Trick dazu gebracht wurden, einen Zug mit Güterwaggons zu besteigen, der sie in die eisige Wildnis Sibiriens und seiner Arbeitslager brachte. Ironischerweise rettete dies wahrscheinlich Josefs Leben: Wäre seine Familie nach Polen zurückgebracht worden – was ihr Ziel war – wäre sie wahrscheinlich in Auschwitz gelandet.

Nach dem Hungertod seiner Mutter im Jahr 1943 schickte Josefs Vater ihn und seine jüngere Schwester in ein Aufnahmelager für vertriebene Kinder in der Nähe von Haifa. Gegen Ende des Krieges besuchte Josef eine Landwirtschaftsschule in einer zionistischen Siedlung. Unter seinen Altersgenossen waren auch Überlebende aus Konzentrationslagern wie Bergen-Belsen. Obwohl sie wie er Teenager waren, sahen sie aus wie alte Männer.

Währenddessen blieb er im wahrsten Sinne des Wortes ein Flüchtling. Auf die Frage nach seiner Muttersprache konnte er keine klare Antwort geben. Vor allem aber war voll Hass – auf die Deutschen, wegen des Holocausts, aber noch mehr auf die Engländer, weil sie versuchten, die Einwanderung von KZ-Überlebenden und Flüchtlingen wie ihm ins gelobte Land einzuschränken.

Wie andere Juden schwor auch ich mir, nie wieder wie ein Lamm zur Schlachtbank zu gehen, zumindest nicht ohne bis zum letzten Moment zu kämpfen. Wir hatten das Gefühl, in einer Welt voller wilder Tiere zu leben, und wir konnten uns nicht vorstellen, wie wir überleben sollten, wenn wir nicht so würden wie sie.

Die nächsten Jahre brachten einen Abstecher in die Haganah, die militärische Untergrundorganisation, die damals für die Gründung des Staates Israel kämpfte. Während einer Kampagne diente Josef in einer Einheit, die arabische Dorfbewohner gewaltsam aus einem Gebiet evakuierte, das von jüdischen Siedlern beansprucht wurde. Er war an Verhören, Schlägen und sogar einem Mord beteiligt. Dieser Vorfall rief die Erinnerung an sein eigenes Leiden wieder wach und löste nagende Schuldgefühle aus. Schließlich verließ er die Armee, wandte sich vom Judentum ab und schließlich von Religion überhaupt:

Zu dieser Zeit dachte ich, es sei Unsinn, an eine höhere Macht zu glauben. Nach allem, was ich erlebt und gehört hatte, war ich empört, dass meine Vorfahren durch ihren Glauben an einen Gott so viel Leid über sich gebracht hatten.

In den folgenden Jahren hörte Josef auf, nach dem Sinn der menschlichen Existenz und nach einer gerechten Gesellschaft mit gleichen Rechten für alle zu suchen. Der Kapitalismus war ihm zuwider; auch der Zionismus hatte seinen Reiz verloren. Sozialismus und Kommunismus weckten eine Zeit lang sein Interesse, ebenso wie die Schriften von Jean-Paul Sartre. Er vertiefte sich in Esperanto, eine Kunstsprache, die von europäischen Intellektuellen der Nachkriegszeit propagiert wurde, die glaubten, dass eine universelle Sprache universellen Frieden bringen würde. Mehrere Monate lang versuchte er, in einer Gemeinschaft idealistischer Marxisten in Paris zu leben. Er verbrachte mehrere Monate in München, wo er entsetzt in einen Neonazi-Aufmarsch stolperte und feststellte, dass die Bewunderung für den „Führer“ noch lebendig war. Das Rätsel, warum Menschen nicht in Frieden und Harmonie zusammenleben können, trieb ihn zur Verzweiflung. Mehr als einmal war er nahe daran, sich das Leben zu nehmen.

1958 stieß Josef auf den Bruderhof. Dort, ausgerechnet in einer christlichen Gemeinschaft, hatte er wie noch nie zuvor das Gefühl, vom Gott seiner Vorfahren angesprochen zu werden. Obwohl er bei seiner Ankunft ein überzeugter Atheist und Skeptiker gewesen war, der beweisen wollte, dass Menschen nicht in Gemeinschaft leben können, fühlte er sich jetzt unwiderruflich angezogen. In seinen Memoiren „Meine Flucht nach Hause“ schreibt er:

Bis zu diesem Augenblick hatte meine unerbittliche Logik jede solche spirituelle Dimension ausgeschlossen. Aber von diesem Zeitpunkt an hatte ich keine Zweifel mehr. Ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte. Das ist die einzige Antwort auf die Not der Menschheit: sich dem Geist Gottes zu öffnen, der ein Volk versammeln will, um nach seinen Willen zu leben.

Ich liebe Schach. Beim Schach dauert es oft lange, bis man einen Zug macht. Du schaust dir alle Möglichkeiten an und entscheidest dich dann für deinen Zug. Es sieht völlig logisch aus, da alles durchdacht ist. Aber manchmal macht dein Gegner einen Zug, an den du überhaupt nicht gedacht hast. Er durchkreuzt deine ganze Logik. Du erkennst, dass dein ganzer Ansatz auf einer falschen Prämisse aufgebaut war. Dann musst du wieder bei Null anfangen, als wäre es ein völlig neues Spiel.

Zwei Jahre später übergab Josef sein Leben durch die Gläubigentaufe an Christus.

Jahrzehnte später wurde Josef von einem Mann kontaktiert, dessen Vater aus dem Dorf vertrieben worden war, das Josefs Einheit als Soldat gewaltsam evakuiert hatte. Dieser Mann hatte von Josef gehört und war daran interessiert, ihn kennenzulernen. 1997 reiste Josef mit einigen Bedenken, aber auch mit großer Hoffnung auf Versöhnung nach Israel, wo er den Mann und seinen Vater traf, sie um Vergebung bat – und sie erhielt.

Diese Reise zeigt, wie seine Suche nach Frieden und sein Wunsch, Frieden zu stiften, ihn antrieben. Er gönnte sich keine Ruhe und behauptete nie, sein Ziel erreicht zu haben. Ruth, seine geliebte Ehefrau, stand ihm 50 Jahre lang bei, entweder an seiner Seite oder zu Hause auf ihn wartend. Gemeinsam hatten sie sieben Kinder.

Im weiteren Sinne war Josef nicht nur seinen eigenen Kindern ein Vater, sondern auch vielen anderen Menschen innerhalb und außerhalb des Bruderhofs. Sein fröhlicher, weiser Rat und seine zurückhaltende Bescheidenheit (er war dafür bekannt, dass er Meinungen mit „Entschuldige, wenn ich mich irre …“ einleitete) machten ihn zu einem vertrauenswürdigen Mentor für Freunde und Bekannte in aller Welt.

Mit 83 Jahren starb Josef an einem schweren Herzinfarkt. Seine Familie und Hunderte von Freunden auf der ganzen Welt waren fassungslos über die Plötzlichkeit seines Todes. Für Josef selbst war es ein gnädiger, schneller Übergang in die Arme eines Gottes, den er einst verleugnet hatte.

Seine Autobiografie „Meine Flucht nach Hause“ ist beim Neufeld Verlag erschienen. 

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